Am 20.10.2018 machte sich unsere vierköpfige Gruppe vom Parkplatz an der Stillach auf,
die Allgäuer Alpen rund um die Rappenseehütte und den Heilbronner Höhenwegs zu erklimmen. Bei anfangs noch nebligem Wetter, führte uns unsere Route über den Gasthof Einödsbach weiter zur Petersalpe und von dort aus, bei nun wolkenlosem Himmel im Bergschatten hinauf zur Enzianhütte. Von dort aus stiegen wir über den Muskopfsattel weiter bis zu unserem ersten Ziel, der Rappenseehütte auf 2080 Höhenmetern auf. Schon hier bot sich Richtung Norden, unter strahlendem Sonnenschein, ein faszinierender Blick auf die nördlich gelegenen Schafalpenköpfe und der am Fuße gelegenen Mindelheimer Hütte. Nach einer kurzen Rast bezogen wir unser Quartier und entledigten uns unseres überflüssigen Gepäcks, um den zweiten Tagesabschnitt in Angriff zu nehmen. Von der Rappenseehütte führte uns Tobias Jung sicheren Schrittes in Richtung unseres ersten Gipfels, dem Hochrappenkopf. Von dort aus bot sich uns ein wunderbarer Blick auf die umliegende Alpenlandschaft, den wir in der wärmenden Sonne eine Weile genossen, um im Anschluss weiter auf den etwas höheren Rappenseekopf (2468 Meter) zu steigen. Oben angekommen sogen wir auch hier die traumhafte Bergkulisse in uns auf und dankten Petrus, dass er uns solch ein Bilderbuchwetter bescherte. Der Abstieg zur Rappenseehütte bildete nach ca. 1700 erklommenen Höhenmetern eine willkommene Abwechslung und rundete den ersten Tag unserer Tour angenehm ab. Den Abend verbrachten wir im bis auf den letzten Platz belegten Winterraum der Rappenseehütte wo wir in geselliger Runde und wohligen Holzofentemperaturen den Tag mit einer zwar spartanischen, doch zugleich unwahrscheinlich leckeren Mahlzeit (da schmeckts einfach doppelt so gut) ausklingen ließen.
Den zweiten Tag starteten wir nach kurzem Frühstück und Katzenwäsche am eiskalten Gebirgsbächlein schon recht bald am Morgen. Nun stand der Heilbronner Höhenweg mit dem Bockkarkopf, dem mit 2610 Metern höchsten Gipfel unserer Tour auf dem Plan. Über Nacht hatten sich Wolken herangeschoben, so dass unser anfänglicher Aufstieg unter bedecktem Himmel stattfand, der allerdings bald erste Anzeichen aufzubrechen lieferte. Der Höhenweg führte uns anfänglich die große Steinscharte zum Wieselskar hinauf, wo es nun steil bergauf, im felsigen Gelände, dem Hohen Licht entgegen ging. Hier waren viele ausgesetzte und mit Stahlseil versicherte Stellen zu meistern, zudem befanden sich an der ein oder anderen sonnenabgewandten Seite noch Überreste des letzten Schneefalls vom September, die mit erhöhter Vorsicht überwunden werden mussten. Nach dem wir das Hohe Licht passiert hatten, führte uns der Heilbronner Höhenweg weiterhin bergauf durch das Heilbronner Törle, einem felsigen torähnlichen Bogen, zur kleinen Steinscharte, die wir in luftiger Höhe über eine Stahlleiter und eine Alubrücke passierten. Von hieraus stiegen wir einige Meter bis zur Stocktalscharte ab und weiter zum Bockkarkopf auf. Dort angekommen wurde eine kurze Rast eingelegt, um die ausgezeichnete Fernsicht, welche Die des vorherigen Tags trotz, oder gerade wegen des noch bewölkten Himmels übertraf, zu genießen. Hier und heute bot sich uns bei leichtem Wind und der ein oder anderen Schneeflocke ein wahres Gipfelmeer. Nachdem wir uns einigermaßen sattgesehen hatten, machten wir uns bald an den schroffen felsigen Abstieg zur Bockkarscharte, bei dem wir wieder kleinere verschneite Passagen durchquerten oder teilweise umgingen. Mit Erreichen der Bockkarscharte war auch dieser anspruchsvolle Teil des Heilbronner Höhenwegs gemeistert. Während unserer Zeit auf dieser Gratwanderung hatte auch die Fauna der Alpen einiges zu bieten, so durften wir Schneehühner, die nicht allzu sehr von uns beeindruckt waren, aus nächster Nähe sehen und auf dem weiteren Abstieg von der Bockkarscharte zum neu errichteten Waltenberger Haus eine Hand voll Steinböcke, die der Namensgeber dieses Berges sind, aus ca. 50 Metern Entfernung beobachten. Auf unserem weiteren Weg Richtung Tal riss endlich die Wolkendecke auf und als das Waltenberger Haus erreicht war, konnten wir eine gemütliche Rast auf der Terrasse, im wärmenden Sonnenschein einlegen, um uns für die letzten 1200 Meter hinunter ins Tal zu stärken. Als wir 7 Stunden nach unserem morgentlichen Aufbruch wieder das Örtchen Einödsbach erreicht hatten, kehrten wir spontan auf eine Erfrischung ins Gasthaus ein, bevor wir den Rückweg bis zum Ausgangspunkt an der Stillach und zurück nach Nördlingen antraten.
Von Benjamin Estner
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